Jetzt quält der Fahrer seinen Bus das andere Ufer hinauf. Dazwischen zerren Junge und Alte, Krause und Beturbante, Fezige und McDonaldbemützte Karren mit ungefähr allem, was das Land hergibt, von
Anziehklamotten über Gemüse, Kartoffelsäcke, Mangrovenstämmen, Möbel, Palmzweigmatten bis Ziergittern aus Holz in Lamu-Art, den Hang hinauf. Manchmal hilft einer dem anderen schieben. Helf ich dir, hilfst du mir
heißt es wohl. Und auch dazwischen die fein gekleideten Angestellten mit Anzug und Krawatte, als hätte es nicht 32 Grad bei 90% Luftfeuchtigkeit und schicke Damen mit sicher allen
möglichen Berufen. Übrigens, dass man gleich oben am Hochufer an der zerstörten Polizeistation von Likoni vorbeifährt, die im von mancher Presse zum Bürgerkrieg hochstilisierten
Gerangel um Wählerstimmen im Sommer 1997 in Flammen aufging, erinnert mich daran, dass die “Gefahr” in Kenya unbedingt angesprochen werden muss: Gehst du nachts aus
dem Hotel auf unbeleuchtete Strassen, musst du damit rechnen, dass dir einer deine Uhr klaut oder auch nicht. So einfach ist das! Wie bei uns auch. Ich kenne aber Deutsche, die dort wohnen,
die auch schon mal alleine durch den Busch zum Einkaufen nach Ukunda laufen. (Manchmal läuft ein kleiner Junge auf dem Schulweg mit und bietet das DU an oder er erzählt sonst was mit seinen grade erworbenen
Deutschkenntnissen.) Ich würde es nicht tun. Das hat aber nichts mit Kenya zu tun. FJS (Franz-Joseph Strauß, Anmerkung d.V. für die jüngere Generation...) ist damals mitten in New
York überfallen und beraubt worden. Ich pfeife auch manchmal in München scheinbar fröhlich durch die Zähne, wenn ich abends noch am Hauptbahnhof ankomme und mit gebremst flottem
Schritt zur S-Bahn an dunklen Gestalten vorbei muss. (Obwohl die ja auch nichts dafür können, dass sie kein gescheites Nachtlager haben. Dewegen fallen sie einen ja nicht gleich an.)
Man trägt auch nicht unbedingt seine ganze goldige Habe an Hals und Arm, wenn man den Strandspaziergang zum Kongoriver in Angriff nimmt. Abgesehen davon, dass man selber schon
affig genug damit aussieht, muss man nicht andere, die das alles nicht haben, es aber gerne hätten, damit in Versuchung führen. Von Kriegsgefahr, Terror gegen Touristen,
Mordanschlägen auf Hotelgäste usw. war jedenfalls in den letzten Urlauben an Weihnachten nichts zu spüren. Die paar ermordeten Deutschen, die von der deutschen Presse mal ausfindig gemacht wurden, haben sich
jedenfalls erwiesenermaßen selbst umgebracht aus eher niedrigen Motiven.
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